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Der Überlebenskampf wird immer härter…

Restaurant closed

Berlin, 04. März 2021 – Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband hat sich “enttäuscht” über die neuen Corona-Beschlüsse geäußert. Dehoga-Präsident Guido Zöllick sagte im Rbb-Inforadio, es gebe für Hotels und Gaststätten wieder keine echte Perspektive. “Wir haben nichts dazu gehört, was passiert mit den gastronomischen Einrichtungen, was passiert mit den Hotels. Wie ist es mit dem Tourismus in Deutschland, mit den Bars, mit den Veranstaltungen? Weite Teile unserer Branche sind nach wie vor völlig ohne Perspektive. Das macht uns auf der einen Seite traurig, aber auch ein Stück weit wütend.”

Die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, hat die bereits bekannt gewordenen Pläne für stufenweise Lockerungen in der Corona-Pandemie scharf kritisiert. “Bei uns herrscht blankes Entsetzen. Das ist kein Öffnungsplan, sondern ein Schließungsplan”, sagte Hartges der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (NOZ) angesichts der Pläne, die Außengastronomie erst in einem vierten Öffnungsschritt und bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 flächendeckend zu öffnen. “Es kann doch nicht sein, dass wir als Erste schließen müssen und als Letzte öffnen dürfen. Und das, nachdem das Robert-Koch-Institut erneut festgestellt hat, dass Hotels und Restaurants im Vergleich zu anderen Bereichen sichere Plätze sind”, kritisiert Hartges.

Die Pläne seien aus ihrer Sicht auch nicht widerspruchsfrei. “Es erscheint mir nicht logisch, dass ich mich künftig wieder mit Menschen aus einem oder zwei Haushalten in der Wohnung ohne vorherigen Schnelltest treffen darf, in der Außengastronomie aber nur mit einem Schnelltest Personen aus zwei Haushalten an einem Tisch sitzen können sollen”, erklärte die Dehoga-Hauptgeschäftsführerin. Dies widerspreche den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Infektionsrisiko an der frischen Luft.

Die Pläne der Bundesregierung führten dazu, dass den Betrieben nach dem Weihnachts- und Silvestergeschäft nun auch das Ostergeschäft entgehe. “Auch wir wollen keine dritte Welle, aber wir wollen eine echte Perspektive. Viele Betriebe stehen vor der Zerstörung ihres Lebenswerks”, sagte Hartges der NOZ. Wenn am Mittwoch tatsächlich erst Öffnungen ab einer Inzidenz von 35 beschlossen werden und eine Öffnung der Betriebe in weite Ferne rückt, müssten weitere Hilfen zusätzlich zu den Überbrückungshilfen fließen. “Dann erwarte ich, dass zumindest 100 Prozent der Fixkosten erstattet werden”, so die Vertreterin der Hotellerie und Gastronomie.

Dehoga-Chefin Hartges: “Ausrichtung am Inzidenzwert muss aufgegeben werden
Die Gastronomie und Hotellerie erwartet Öffnungsperspektive. “Wir fordern einen klaren Fahrplan, mit dem Restaurants und Hotels noch vor Ostern wieder öffnen können”, sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) dem Tagesspiegel. Dafür müsse man von den bisherigen Kriterien abrücken.

“Die ausschließliche Ausrichtung am Inzidenzwert muss aufgegeben werden und andere vom RKI empfohlene Messwerte berücksichtigt werden”, so Hartges. Es brauche eine Balance zwischen gesundheitspolitisch Notwendigem und dem, was der Wirtschaft noch zugemutet werden kann. “Die Politik muss jetzt dringend ihre Hausaufgaben machen und aus den drei Bausteinen Impfen, Schnelltests und digitaler Aufrüstung der Gesundheitsämter ein Konzept entwickeln, das Öffnungen erlaubt und gesellschaftliches Leben ermöglicht.”

ZIA zu Bund-Länder-Gesprächen: Steine statt Brot – Überlebenskampf für Handel und Hotellerie geht weiter
Nach der Sitzung und den Beschlüssen der Länderchefs und der Bundeskanzlerin hat sich der Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA, Dr. Andreas Mattner, kritisch geäußert: „Der Entwurf aus dem Kanzleramt ist zwar sprachlich beim Inzidenzwert 35 geändert worden, faktisch öffnen die meisten Geschäfte aufgrund der Stufenregelungen erst ab 5. April – das ist für viele Firmen zu spät. Damit lastet eine große Bürde auf den Schultern der Entscheider, sie haben den Unternehmen Steine statt Brot gegeben.“

Der Stufenplan sei noch immer entgegen dem Ratschlag aller Fachleute allein an Inzidenzen und nicht weiteren Faktoren wie der Bettenauslastung orientiert“, sagte Mattner weiter. „Wird also mehr getestet, verfälscht sich das Ergebnis. Unter Berücksichtigung der Auslastung der Intensivstationen wäre eine Öffnung bereits ab dem 8.3. möglich gewesen. Nach wie vor liegt kein durchdachtes Konzept vor und das ein Jahr nach Pandemiebeginn. Das zeigt auch die Einführung von “Click and Meet”, mit dem kein Händler arbeiten kann, was allseits bekannt war. Die Verordnungsgeber sollten sich bemühen, dieses Element praxistauglich und mit Fachwissen auszugestalten.“

Der Verbandspräsident erläuterte, dass die Bereiche Handel und Hotel, denen das RKI im Vergleich zu allen anderen Bereichen ein niedriges Infektionsrisiko attestierte, die “Stiefkinder” dieser Beschlüsse sind. Mattner erinnert nochmals an die ca. 1,5 Millionen betroffenen Kurzarbeiter in Handel, Hotel, Immobilienwirtschaft und Dienstleister. „Durchs Rost fallen zudem die deutschen Städte, die Zahnlücken in den Fußgängerzonen dürften noch größer werden.“

Der Verbandspräsident kritisierte ferner die Verschiebung der für Beginn des Monats angekündigten Schnelltests um vier Wochen. Eine wichtige konzeptionelle Säule entfällt, das ist ein komplettes Versagen. „Einziger Lichtblick sei, dass das BMWi die Überbrückungshilfe III jetzt von der 750 Millionen-Euro-Umsatzgrenze befreit habe und damit auch für große Unternehmen zur Verfügung stellt“, lobte Mattner.