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Hotelier mit Herz hilft jungen, alleinerziehenden Vater: Endlich Urlaub in den Bergen!

Le vieux Hotel du Glacier et Poste Fiesch

Fiesch/Schweiz, 21. August 2020 – Eine Kindheit und Jugend, die alles andere als rund verläuft. Mit 18 Jahren plötzlich selber Vater. Die Entscheidung für das Kind – trotz aller Unwägbarkeiten und ohne die Unterstützung der Mutter. Eine Entscheidung, für die er kämpfen muss und die er jetzt mit bewundernswerter Entschlossenheit durchzieht. Der Walliser Hotelier Remo Kronig des Hotel du Glacier in Fiesch hört von dieser Geschichte und lädt den jungen Mann und seinen Sohn spontan zu sich ein. Für ein Auftanken in der Aletsch Arena und für eine Erfahrung, die bei dem mutigen Gespann Spuren hinterlassen hat.

„Ich konnte endlich den Stress vergessen und wieder richtig durchatmen!“

Für Nico (20 Jahre) war es der erste Urlaub mit seinem Sohn. Und für ihn selbst, das erste Mal in den Bergen. Wo er doch eigentlich gar nicht hinwollte. Strand ja, unbedingt. Aber mit Kleinkind alleine in die Bergwelt? Nicht gerade das, was Nico sich unter erholsam vorgestellt hat. Und doch wurde es zu einer Reise, die etwas mit ihm gemacht hat und noch lange in Erinnerung bleiben wird!

Nico und Finn
Ein Leben, das nicht unbedingt in geordneten Bahnen abläuft: Der Vater verlässt früh die Familie und Nico hängt viel mit Freunden herum. Er macht Bekanntschaft mit Drogen und Alkohol und gerät in einen Strudel, aus dem schon viele nicht mehr alleine herausgekommen sind. Dann auch noch die Botschaft der Freundin: ungewollt schwanger. Beide erst 18 Jahre alt und völlig überfordert mit der Situation. Er will die Abtreibung und sie das Kind behalten. 

Am 21. August 2018 dann kommt Finn auf die Welt und mit ihm die Wende:  Die Freundin will das Kind abgeben und Nico beginnt den Kampf um seinen Sohn. Möchte ihm der Vater sein, den er zu früh verloren hat. Mit abgebrochener Ausbildung und gerade mal 19 Jahre alt. Ein zäher Kampf, der ihn gemeinsam mit Finn in eine Mutter/Vater Kind-Einrichtung führt. Als allein erziehender Vater, mit all den dazugehörigen Problemen, Sorgen und Aufgaben, deren schwerste er bald lösen musste: eine eigene Wohnung zu finden, um nicht in die Obdachlosigkeit abzurutschen – und Finn damit doch noch zu verlieren.

Eine Einladung in das Dachgeschoss der Schweizer Bergwelt
Nico hat seine Geschichte erzählt. Auf YouTube hochgeladen und viele Leser gewonnen. Es ist eine Geschichte, die berührt und Achtung abverlangt, vor diesem jungen Mann, der sich für seinen Sohn entscheidet und diese Entscheidung mit allen Konsequenzen und ganz viel Liebe durchzieht. Eine Geschichte, die auch der Hotelier Raymond Kronig vom Hotel du Glacier in Fiesch auf YouTube sah. Sie bewegte ihn und er beschloss spontan: „Ich lade Nico und seinen Sohn hierher zu uns ein. Hier können sie sich erholen und Kraft tanken.“  

„Auf einen Bergurlaub wäre ich im Leben nicht gekommen“ erinnert sich Nico. „Was kann man mit einem knapp zweijährigen Power-Kerl dort machen?“ Er zweifelte und sah im Vorfeld eher Stress als Erholung auf sich zukommen. Doch alleine der Gedanke mal rauszukommen, die Sorgen und Ängste für einen Moment zurück zu lassen und einfach eine gute Zeit mit seinem Sohnemann zu haben, überwog. Mit viel Neugierde und Spannung im Gepäck machten sich die beiden mit dem Zug auf ins Schweizer Wallis. Nico besitzt kein Auto, was in seiner Heimatstadt Heilbronn häufig ein leidiges Thema ist. In der Aletsch Arena hingegen ist das ganz normal. Die Bergdörfer der Region sind autofrei, alles ist fussläufig oder mit den Bergbahnen erreichbar – auch mit dem Kinderwagen.

Ungewohnte Ruhe und frische Bergluft empfingen die zwei jungen Männer. „Ich wurde wie in einer grossen Familie aufgenommen, die alles umgibt“ berichtet Nico sichtlich bewegt. „Die Leute waren so nett und freundlich zu uns! Man sagt das den Leuten hier oben nach – aber wenn man es selbst erlebt…!“ 

Und wie ist das nun mit Kleinkind in den Bergen? 
„Es war ein super Urlaub“ schwärmt er rückblickend. „In der Aletsch Arena gibt es so viele Angebote, dass wir gar nicht alles abhaken konnten – obwohl wir uns wirklich reingehängt haben“, der Vater grinst seinem Sohn zu. Nico war erstaunt, dass man sogar mit dem Kinderwagen die höchsten Aussichtspunkte per Gondel erreichen und dort auf gut ausgebauten Wegen die hochalpine Bergwelt erleben kann. „Die Aussicht dort auf die glitzernden 4000ender und den ewig langen Aletschgletscher ist kaum in Worte zu fassen!“, schwärmt er. „Je höher, desto besser!“

Und Finn? Was fand er am besten?
Nico: „So ziemlich alles! Er ist putzmunter durch den Tag gepurzelt, hat die tollen Spielplätze ausprobiert (und ich habe dabei die wahnsinnige Aussicht genossen), ist in den Felsen herumgekraxelt, fand das Gondelfahren super, hat sich staunend die weissen Bergriesen angeschaut, während er über schöne Wege aus Holzplanken im Kinderwagen kutschiert wurde, … soll ich weiter erzählen?

Wie war es für Dich wieder nach Hause zu kommen?
Nico: „Wir mussten uns hier erst wieder einfinden. Wenn man nach einer solchen Auszeit wieder von Autos und Stadtleben umgeben ist, merkt man nochmal mehr, wie gut die Natur, die saubere Luft und das langsame Tempo dort tun. Ich möchte das nun auf jeden Fall regelmässig machen – raus in die Natur gehen und den Stress vergessen, der mich hier oft plagt. Finn wird das gut finden.“