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Warum Burger doch noch ok sind – Rotes Fleisch nicht eindeutig krebserregend – Aber: Weniger Fleisch zu essen tut Männern ganz gut – Plädoyer für Genuss

Fleisch - Gourmetfleisch / Foto: Otto Gourmet

Fleisch - Gourmetfleisch / Foto: Otto GourmetBerlin – Ganz kurz Entwarnung: Das Risiko, nur aufgrund seines Fleischkonsums an Darmkrebs zu erkranken, ist recht klein, sagt der renommierte Gastroenterologe Prof. Dr. med. Friedrich Hagenmüller. Die aktuelle WHO-Studie benennt rotes Fleisch auch lediglich als „wahrscheinlich krebserregend“ – auch nichts wirklich Neues. Also geht der Burger doch noch … wer auf den großen Gastroerfolgszug aufspringen möchte, testet jetzt am besten die Bioburger von McDonald’s und die unabhängigen Burgerbrater in der Trendhauptstadt Berlin. Sehr zu empfehlen: “Bun Bao” im Kultkiez Prenzlauer Berg mit seinen “Finest Asian Burgers” (prämiert vom Leaders Club als innovativstes Gastronomiekonzept).


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Mit ihrer Veröffentlichung einer aktuellen Zusammenfassung von rund 800 verschiedenen Studien im renommierten Medizin-Journal “The Lancet” sorgt die Weltgesundheitsorganisation WHO derzeit für Aufregung. Der Verzehr von 50 Gramm verarbeitetem Fleisch wie Wurst oder Schinken pro Tag erhöht danach das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent. Damit gehören Wurstaufschnitt und Schinken in die gleiche Kategorie krebserregender Substanzen wie Zigaretten, Asbest und Dieselabgase. Auch rotes Fleisch erhöht nach den WHO-Daten die Krebsgefahr, auch wenn dieser Zusammenhang nicht so eindeutig ist wie bei dem verarbeiteten Fleisch. Welche Schlüsse Verbraucher daraus ziehen sollten, erläutert Prof. Dr. Friedrich Hagenmüller, Chefarzt der Gastroenterologie in der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona.

Prof. Dr. med. Friedrich Hagenmüller, Chefarzt Gastroenterologie an der Asklepios Klinik Altona (Hamburg) / Foto: Asklepois KlinikenWie ernst ist diese Warnung zu nehmen?
Die Hinweise auf eine erhöhte Krebsgefahr durch Fleischprodukte sind nicht neu und werden in der Fachwelt seit Jahrzehnten diskutiert. Aber wenn die Weltgesundheitsorganisation die Daten in dieser Form zusammenträgt und eindeutige Schlüsse daraus zieht, bedeutet das eine neue Qualität und verschafft dem Thema mehr Aufmerksamkeit. Dass verarbeitetes Fleisch, also gesalzenes, gedörrtes, geräuchertes, fermentiertes oder anderweitig verändertes Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöht, müssen somit auch die Hersteller solcher Produkte anerkennen. Rotes Fleisch wurde als “wahrscheinlich krebserregend” eingeordnet, hier ist die Beweislage also nicht so eindeutig.

Wie hoch ist das Risiko für den Einzelnen?
Für den einzelnen Verbraucher ist das Risiko, nur aufgrund seines Fleischkonsums Darmkrebs zu entwickeln, klein. Das sogenannte Lebenszeitrisiko an Darmkrebs zu erkranken liegt bei fünf Prozent. Wer täglich 50 Gramm Wurst isst, erhöht es also auf knapp sechs Prozent. Man muss aber sehen, dass die Wurst nur ein Puzzlestein ist, der im Zusammenspiel mit weiteren Risiken wie familiärer Belastung, Übergewicht, Diabetes, Rauchen und chronischen Darmerkrankungen zu Darmkrebs führt. Einem 60-Jährigen den Teller wegzunehmen, wenn Fleisch der einzige Risikofaktor ist, macht also keinen Sinn. Das muss man mit Augenmaß betrachten. Gesellschaftlich betrachtet ist der hohe Fleischverbrauch aber ein relevantes Problem. Da das Risiko mit der verzehrten Menge steigt, ließe sich durch die Reduzierung des Fleischverzehrs schon viel erreichen.

Leben Vegetarier gesünder?
Ja, das haben schon viele Studien gezeigt. Vegetarier haben nicht nur ein geringeres Krebsrisiko sondern leiden auch seltener an Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht und anderen Zivilisationskrankheiten. Sogenannte Pescetarier, die neben vegetarischer Ernährung auch Fisch essen, haben die längste Lebenserwartung, gefolgt von Vegetariern und Veganern. Am schlechtesten schneiden Menschen ab, die große Mengen Fleischprodukte konsumieren. Das hat die WHO ja nun auch bestätigt. “Radikale” Vegetarier entwickeln aber nicht selten einen Eisenmangel, wenn sie nicht auf eine ausgewogene Ernährung achten. Wer hin und wieder ein bisschen Fleisch isst, hat damit keine Probleme.

Wie soll ich mich als Verbraucher verhalten?
Grundsätzlich muss man sich bei jedem vermeidbaren Risiko fragen, ob man es persönlich eingehen möchte oder nicht. Das gilt für jede Zigarette genauso wie für die Wurst. Der Verzicht auf Fleisch alleine schützt nicht vor Krebs, man sollte alle Risikofaktoren im Auge behalten. Generell sollte man in allem das Übermaß vermeiden, das gilt für den Fleischkonsum genauso wie für das Essen generell oder bei Genussmitteln wie Alkohol und Tabak. Daneben sollte man ausreichend schlafen und sich möglichst viel bewegen – dann ist man auf einem guten Weg, sein Krebsrisiko im Griff zu behalten.

Was kann ich noch tun, um mein Darmkrebsrisiko zu senken?
Der beste Schutz ist die Darmkrebsvorsorge! Darmkrebs entwickelt sich in der Regel über viele Jahre aus sogenannten Polypen, die bei einer Darmspiegelung gefunden und entfernt werden können. Deshalb sollte jeder Mensch mindestens einmal im Leben ab dem 55. Lebensjahr eine Darmspiegelung durchführen lassen. Wir haben in Deutschland mit den Stuhltests und dem Angebot der Darmspiegelung ein vorbildliches Darmkrebsvorsorgeprogramm, um das uns andere Nationen beneiden und das die Darmkrebsrate hierzulande bereits deutlich gesenkt hat und weiter senkt. Die Hamburgerinnen und Hamburger sind bei der Darmkrebsvorsorge übrigens Spitzenreiter: Hier haben in den vergangen zehn Jahren fast 50 Prozent der Anspruchsberechtigten bereits eine Darmspiegelung durchführen lassen.


Männer essen anders: DGE nahm Lebensmittelverzehr von Männern und Frauen unter die Lupe
Rotes Fleisch in der LEH-Werbung / Foto: KauflandMänner essen mit 1092 Gramm pro Woche doppelt so viel Fleisch, Fleischerzeugnisse und Wurstwaren wie Frauen. Damit überschreiten Männer den von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zugrunde gelegten Orientierungswert von 300 bis 600 Gramm pro Woche um das Zweifache.

Frauen liegen mit knapp 600 Gramm Fleisch, Fleischerzeugnissen und Wurstwaren pro Woche an der oberen Grenze. Neben dem unterschiedlich hohen Fleischverzehr werden insbesondere bei Getränken geschlechtsspezifische Unterschiede im Ernährungsverhalten deutlich: Männer trinken etwa doppelt so viel Limonade und mehr als sechsmal so viel Bier wie Frauen. Auffällig ist der hohe Spirituosenkonsum von jungen Männern zwischen 19 und 24 Jahren: Sie trinken viermal so viel Schnäpse, Liköre, Cocktails oder Alkopops wie Männer anderer Altersgruppen.

Im Volksmund heißt es „Frauen mögen eher Süßes als Männer“. Doch dies kann die DGE nicht bestätigen. Ihr zwölfter Ernährungsbericht zeigt, dass die männliche Bevölkerung mehr Zucker, Süßwaren, Kuchen, Torten und Gebäck sowie Fruchtsäfte und Nektar verzehrt. Auch isst sie mehr Brot, Getreide, Getreideerzeugnisse, wie Reis, Nudeln oder Cerealien sowie Knabberartikel. Dabei verzehren junge Männer unter 25 Jahren nahezu doppelt so viel Getreide und Getreideerzeugnisse wie die über 65-Jährigen.

Diese und weitere Ergebnisse stammen aus dem zwölften Ernährungsbericht der DGE. Hierin wurde der Lebensmittelverzehr von knapp 14000 Männern und Frauen zwischen 14 und 80 Jahren aus Daten der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) ausgewertet.

Hintergrundinformation

  • Frauen essen mehr Milcherzeugnisse wie Joghurt, Buttermilch, Kefir oder Molke. Männer trinken mehr Milch. Allerdings erreichen sowohl Frauen als auch Männer den Orientierungswert der DGE zum Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen (außer Käse und Quark) von 200 bis 250 Gramm pro Tag nur zu zwei Dritteln. Beim Käse und Quark gibt es kaum geschlechtsspezifische Unterschiede. Auch hier liegt der Verzehr unterhalb der DGE-Empfehlung von 50 bis 60 Gramm pro Tag. Die empfohlenen Mengen für Fisch – 80 bis 150 Gramm fettarmer Seefisch und 70 Gramm fettreicher Seefisch pro Woche – werden von allen deutlich unterschritten.
  • Frauen haben beim Obst die Nase vorn: Sie essen 182 Gramm pro Tag, Männer nur 143 Gramm. Damit wird der von der DGE genannte Orientierungswert von mindestens 250 Gramm pro Tag von beiden Geschlechtern nicht erreicht. Ähnlich sieht es beim Gemüse aus, wobei Frauen mehr Rohkost und Männer mehr erhitztes Gemüse verzehren. Ob roh oder gegart, die DGE empfiehlt mindestens 400 Gramm Gemüse am Tag. Dies wird von Männern und Frauen nur zu einem Drittel erreicht. Denn der Gemüseverzehr liegt bei beiden Geschlechtern nur bei 124 Gramm pro Tag. Mehr Gemüse und Obst sind also wünschenswert.
  • Erfreulich ist, dass die empfohlene Trinkmenge von mindestens 1,5 Liter für Erwachsene von beiden Geschlechtern mit etwa zwei Litern pro Tag erreicht wird. Während Männer mehr Limonade trinken, greifen Frauen häufiger zu Wasser, Kräuter- sowie Früchtetee. Wasser ist mit etwa einem Liter pro Tag das am meisten getrunkene Getränk. Frauen trinken im Mittel knapp 100 Milliliter alkoholhaltige Getränke pro Tag, Männer hingegen 351 Milliliter. Damit liegen die Männer deutlich über dem Richtwert für Alkohol. Die DGE hält für Männer 20 Gramm reinen Alkohol pro Tag als gesundheitlich verträglich – wobei dies nicht täglich getrunken werden soll. Diese Menge entspricht z. B. 0,5 Liter Bier. Für Frauen liegt der Richtwert bei 10 Gramm pro Tag.
  • Insgesamt betrachtet essen die Deutschen zu wenig Lebensmittel pflanzlichen und zu viel tierischen Ursprungs. Wie eine vollwertige Ernährung aussehen soll, zeigen die zehn Regeln der DGE unter http://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf