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Gastronomie – NGG-Gewerkschaftschef Franz-Josef Möllenberg: "Schwarzarbeit in jedem dritten Restaurant"

(Berlin, 08. August 2011) Gut ein Drittel der Gastronomiebetriebe in Deutschland würden Schwarzarbeit fördern. Dies behauptete Franz-Josef Möllenberg, Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), in einem Interview mit der „Welt“. „Bei Schwerpunktkontrollen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit in diesem Sommer wurden in jedem dritten Gastronomiebetrieb Verstöße festgestellt“, sagte Möllenberg. Minijobs – mittlerweile 790 000, davon 250 000 im Rahmen einer Nebentätigkeit – würden zur „Grauzone in der Gastronomie“ beitragen, so der Gewerkschafter.

Möllenberg thematisierte erneut das Thema Tarifverträge und Mindestlöhne. „Wir leisten uns den fragwürdigen Luxus, Hungerlöhne mit Milliarden aus der Staatskasse aufzustocken. So fördert man Schmutzkonkurrenz und schädigt die Arbeitgeber, die vernünftige Löhne zahlen. Wenn man in den Speisekarten einmal aufführen würde, was der Koch, die Kellnerin und der Mann hinter dem Tresen pro Stunde bekommt, dann würde so mancher Gast vor Scham das Lokal verlassen“, so der Gewerkschafter im Interview. Im Gastgewerbe habe es in 18 Tarifgebieten nur noch acht Tarifverträge gegeben. „Wir können dort nichts durchsetzen, 840 000 Beschäftigte verteilen sich auf 280 000 Betriebsstätten. Die großen Hotelketten verstecken sich hinter den kleinen Eckkneipen. Auch in der Systemgastronomie, bei den großen Hamburger-Ketten, hatten wir sechs Jahre lang keine Tarifverträge“, so Möllenberg.

Der NGG-Chef fordert ein Eingreifen des Gesetzgebers bei den sogenannten Minijobs. „ Die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen überlegt, wieder eine bestimmte Arbeitszeit für die 400-Euro-Jobs festzulegen. Heute ist das ja unbeschränkt, was zu Hungerlöhnen von unter drei Euro führen kann, wenn die Arbeitszeit in die Höhe getrieben wird“, so Möllenberg. Bei zwölf Stunden in der Woche käme man auf einen Mindestlohn von 8,62 Euro. „Das wäre schon einmal ein erster Schritt“, so Möllenberg.